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Masaccio, die Perspektive und Europa
Ein Versuch über den Bilderrahmen
Leander Kaiser, 1988/2006
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2. Über Gegenwart

Der Text über den „Zinsgroschen“ verdankt viel der Unterscheidung von abstrakten und organischem Raum, die ich von Max Raphael übernommen habe, und Hegels Konzeption des übergreifenden Allgemeinen. Dass er darüber hinaus mit Hegels Begriff der Zeit und des Sich-Gegenwärtigwerden des Menschen im Aufgang der Neuzeit weitgehend übereinstimmt, ist mir erst später bewusst geworden. Hegel selbst, der mitunter erstaunliche Einsichten in die Möglichkeiten der Malerei gehabt hat, spricht den Sachverhalt nicht an. Doch hätte er die Vorstellung des philosophischen Systems als eines Kreises, der andere Kreise in sich schließt, hier vorgebildet finden können, wenn die Kunst als Gestalt des absoluten Geistes für ihn nicht bei der organischen Einheit der Gestalt, der schönen Individualität, also beim von den antiken Griechen erreichten Ideal des Kunstschönen stehen geblieben wäre. Das hat mittelbar auch mit dem Systemtod seines Systems zu tun; wenn der Geist am Ende ganz bei sich angelangt ist, sich selbst im begrifflichen Denken erfasst hat, ist der Übersetzungsprozess der verschiedenen Sphären, Sprachen, Gegenständlichkeitsformen, Denkformen ineinander abgeschlossen und de facto der Geist der Intelligenz beraubt; das reine Denken, das endlich bei sich angelangt ist, das Absolute, das sich als absolut weiß, stellt sich gegen die unterscheidende Erkenntnis: das ist die Entropie des Denkens.

Die wahre Zeit im Kunstwerk ist die Gegenwart, die Vergangenheit und Zukunft übergreift, das konkret Allgemeine, worin beides miteinander vermittelt ist.

„Im positiven Sinne der Zeit kann man daher sagen: nur die Gegenwart ist, das vor und nach ist nicht; aber die konkrete Gegenwart ist der Resultat der Vergangenheit und sie ist trächtig von der Zukunft. Die wahrhafte Gegenwart ist somit die Ewigkeit.“ (Hegel, Enzyklopädie § 259, Zusatz)

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