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Masaccio, die Perspektive und Europa
Ein Versuch über den Bilderrahmen
Leander Kaiser, 1988/2006
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Heidegger stellt dem das Griechentum gegenüber, Voegelin das christliche Mittelalter... Die gnostischen Erlösungsphantasien und apokalyptischen Untergangsphantasien abgerechnet ist es der Kern jeder reaktionären, irrationalistischen, faschistischen, stalinistischen, totalitären Ideologie, den ungeheuren Fortschritt, der mit dem Heraustreten des Individuums aus dem Eingelassensein verbunden ist, zu leugnen und rückgängig machen zu wollen – und dies schon seit mehr als 200 Jahren. Heidegger wollte in Sein und Zeit das moderne Individuum, aber mit der Dezision, die Moderne zu überwinden, um erneut in die Substanz des Völkischen als der Substanz des Seienden einzugehen.

Das Griechentum stellt in seiner klassischen Gestalt eine Mitte im Prozess der Herauslösung des Individuums aus blutursprünglichen, auf persönliche Abhängigkeit gegründeten gesellschaftlichen Verhältnissen dar, eine Mitte in der die Individuen noch nicht gänzlich zu vereinzelten Einzelnen, deren Verhältnisse auf sachlicher Abhängigkeit gründen, geworden sind. Und die Renaissance ist selbst eine Zeit des Übergangs, in der verschiedene Formen des gesellschaftlichen Zusammenhangs nicht nur nebeneinander sondern in demselben Gemeinwesen existieren und die Stellung der Individuen in unterschiedlichem Grad bestimmen. Ohne Zweifel ist sie nicht ohne weiteres mit nur auf die Moderne gemünzten Bestimmungen zu verstehen. Doch die Frage ist, ob diese starre Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt , die Verwandlung des Menschen in ein Subjekt und die Verwandlung der Welt in lauter Objekte , denen der Nutzen so aufgeschrieben ist wie für den an Alzheimer erkrankten Patienten die Namen der Dinge, deren Namen er vergessen hat, überhaupt die Prämisse ist, die in das gesamte Verhalten der neuzeitlichen Menschen als stumme Voraussetzung eingeht. Gerade an der Malerei lässt sich dartun:

  • Dass sich die Moderne von Anbeginn um die Versöhnung der Prinzipien bemüht – etwa im Sinne einer coincidencia oppositorum. Ein Beispiel ist die Raumdarstellung als gegenseitige Setzung und Durchdringung von organischem und abstrakten Raum.
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