aktuelles

bilder

texte

interpretationen

dokumentation

links

kontakt

Masaccio, die Perspektive und Europa
Ein Versuch über den Bilderrahmen
Leander Kaiser, 1988/2006
pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 |
  • Dass die Vertauschung mit dem Gegenstand in der technischen und ästhetischen Kontemplation eine Vorraussetzung der modernen Kunst und Wissenschaft ist.

  • Dass die Moderne ganz speziell die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel entwickelt. Bei Masaccio wird der Betrachter eingeladen, die verschiedenen Perspektiven des Steuereintreibers des Petrus, der durch Johannes repräsentierten Apostelgruppe und die Perspektive Christi selbst einzunehmen und von daher die Situation mit der eigenen Erfahrung zu durchdenken.

  • Dass die Moderne die Möglichkeit der Formulierung der Beziehungen als Liebe ist – es ist sehr seltsam, dass die Innigkeit , für Hegel noch eine zentrale Kategorie für das Verständnis einer neuzeitlichen Kunst, in den neueren Analysen oft ganz wegfällt oder einfach mit der Innerlichkeit gleichgesetzt wird. Man hat offenbar eine Brutalität des Subjekts vor Augen, die nicht aus der neuzeitlich bürgerlichen Entwicklung, sondern aus dem kalten Barbarismus des 20. Jahrhunderts bekannt ist. Während der Neuzeit die Innigkeit aberkannt wird, werden die ästhetischen Konfigurationen der blonden Bestie verehrt.

Entscheidend ist, dass die Figur den Raum betätigt und umgekehrt, denn der Gegenstand ist nicht Objekt, sondern der sich selbst schauende Menschen. Der Raum selbst ist auch aktiv und definiert die Selbstbewegung des Organismus, die wieder den Raum als ihr Bedürfnis schafft und seine konkrete Gestalt mitbedingt. Es ist ja nicht die Objektwelt einerseits, sondern ihre Verallgemeinerung in Zeit und Raum, ein Verständnis der Anschauung als diese allgemeinen Formen voraussetzend, und es ist ebensowenig das Subjekt andererseits, das sich als schlechthin allgemein gegenüberstellt. Denn es weiß sich als bestimmt durch den Gegenstand, das heißt es ist in sich selbst wieder die Perspektive dieser Außenwelt auf sein Inneres, wie die Objektivität im Äußeren die Perspektive auf das Innere ist, das sich nach Außen wendet.

<<< / >>>