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Masaccio, die Perspektive und Europa
Ein Versuch über den Bilderrahmen
Leander Kaiser, 1988/2006
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Oder in der Begegnung der beiden Sehkegel ist zugleich das Prinzip der gegenseitigen Vertauschung des Inneren mit dem Äußeren gegeben und die doppelte Perspektive des angeschauten Gegenstandes auf den Betrachter wie umgekehrt des Betrachters auf den Gegenstand: Also das, was Heidegger den alten Griechen zuschreibt, wenn auch nicht so eigentlich. Das Sein im metaphysischen Sinn ist hier in der Tat aufgehoben, ich sprach von einer ersten Aufhebung der Philosophie.

Ich entwickle hier aus einem scheinbar bescheidenen Punkt: der denkenden Anschauung. Subjekt und Objekt der Moderne sind im Gegenüber eine Verschachtelung. Das Überschauen – nicht mehr bloß ein Aufschlagen der Augen in der Lichtung des Seins – ist nun ein Umkreisen nicht bloß der Umgebung des Subjekts, sondern das Sich-Umkreisen des Organismus im Raum, eben dieser ständige Perspektivenwechsel, der sich im Verhältnis von abstraktem und organischem Raum vollzieht. Darin aber hat das Bild als Intelligenz die Stufe erreicht, dem Komplexen nicht bloß zuzugehören, sondern es in sich zu erfassen.

Der Irrtum, das Sehen als eine Anhäufung von zu verarbeitenden Signalen oder Informationen zu verstehen (was bei Insekten usf. noch angeht) führt zu grotesken Konstruktionen. Jedoch ist das Sehbild eine Einheit und zwar die Einheit dessen, was wir sehen. Das Gesehene ist der Spiegel dessen, was wir sehen. So paradox es klingt, das Gesehene ist unser Sehwerkzeug.

Ganz anders als Heidegger hat Hegel dies, dass das menschliche Subjekt zum Mittelpunkt des Daseins, seiner Welt, geworden ist, gedeutet. Es ist dieser Mittelpunkt, nicht in dem es sein gegeben Eigenes verwahrt und nur seinen Nutzen für Wert hält, sondern indem es ausgeht außerhalb seiner, an das Andere sich auslässt, sich aus der Entäußerung wiedergewinnt, wiederkehrt verändert (durch die Perspektive des Anderen) in sich selbst.

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