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Das Goldene und das Dunkle
Ein Versuch über den Bilderrahmen
aus: Leander Kaiser, Das Goldene und das Dunkle, 1988
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Auf der anderen Seite ist die Form des Bilderrahmens als solche jetzt frei geworden für eine Auseinandersetzung mit ihren Gestaltungsmöglichkeiten, ohne Bindung an die Aufgabe, bestimmte vorhandene Bilder zu rahmen. Der Rahmen wird so zum eigenständigen Kunstobjekt, sowohl für den Sammler alter Rahmen wie für den produzierenden Künstler. In seiner Verselbständigung als Gegenständlichkeitsform kann der Rahmen zur ironischen Metapher für Ernst und Würde der „hohen Kunst“ oder zu kostbarem Kunsthandwerk werden, dessen Füllung durch ein Bild – oder einen Spiegel – nebensächlich ist. Oder der kann – wie viele Rahmen von Herbert Szusich – zur Projektion des Bildes, welches ihn möglicherweise auszufüllen berufen ist, geraten: eine Reflexion über Wesen und Wirklichkeit des Bildes, Gedanken über Malerei, die sich in die Materialien des Rahmenmachers verwandelt haben. Der Rahmen stellt hier Forderungen und Ansprüche an die Malerei: sucht gewissermaßen das Bild, das die Kapazität der Gestaltung hat, seine Hilfe in Anspruch nehmen zu können, um die evokative Potenz der Malerei gegen die institutionalisierte Banalität des Kunstbegriffs zu entfalten.

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