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Das Goldene und das Dunkle Ein Versuch über den Bilderrahmen aus: Leander Kaiser, Das Goldene und das Dunkle, 1988 pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 36 | 37 | 38 | 39 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 45 | |
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Daneben finden sich Wandbilder und Mosaike oft nur durch farbige Linien, Streifen und Ornamentbänder begrenzt, wie sie als Schmuck und zur Unterteilung blderloser Wandflächen auch sonst in Verwendung standen. Bei den kleinen antiken Tafelbildern sind die recht einfachen Rahmen im Grunde Transportbehältnisse, ähnlich denen, die von Schreibtafeln überliefert sind. Der typische römische Achtenderrahmen sieht aus wie ein auseinandergeklapptes Schreibdiptychon. Diese Bildbehältnisse sind häufig verschließbar, z.T. mit hölzernen Faltdeckeln, die an Falttüren und -fenster gemahnen, z.T. mit einem Deckel, der vor der Bildfläche in den Rahmen eingeschoben werden konnte. Für größere Tafelbilder sind vermutlich architektonische Rahmungsformen gebraucht worden, etwa Ädikularrahmen, wie sie bei Statuen und Reliefs anzutreffen sind. Eine Entwicklung eigener Rahmenformen für die Malerei findet also nicht statt. Der Bilderrahmen stellt hier noch nicht den Übergang zu einer Sphäre autonomer Bedeutung dar. Er vertritt vielmehr den Kontext, in den das Bild eingeordnet und in dem es gesehen werden soll. Die Malerei steht zwischen dem Dekorativ-Ornamentalen und den kollektiven ästhetischen und religiösen Erfahrungen, welche sie und ihre Rezeption prägen und formal strukturieren. IV. Das imaginäre FensterMAN KÖNNTE SAGEN, die Malerei sei in der Antike aus dem Ornament geboren und in der Renaissance aus dem Fenster wiedergeboren worden. Die Analogie von Fenster und Bild, von Fensterrahmen und Bilderrahmen spielt im Norden wie im Süden zumindest eine Geburtshelferrolle bei der Entstehung der Renaissancemalerei. |
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