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Eine ästhetische Religion? Schönberg und der moderne Irrationalismus
Referat beim Symposion Schönberg und sein Gott im Arnold Schönberg Center Wien
Leander Kaiser, Wien, Juni 2002
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Die entscheidende Rolle des Gefühls, der Inspiration, des Einfalls gegenüber dem Regelhaften handwerklicher Kunstübung wird von Schönberg auch an verschiedenen Stellen der Harmonielehre von 1911 betont. Und der Schönberg dieser Zeit stößt sich im Briefwechsel mit Kandinsky sogar an dem bloßen Ausdruck "Konstruktion". Einig ist er mit Kandinsky, nur die "innere Notwendigkeit" gelten zu lassen, das "Müssen", das dem Genius, das heißt dem Pneumatiker, das heißt dem Übermenschen Recht gegen die Regel gibt.

Am Ende seines Aufsatzes im "Blauen Reiter" konzediert Schönberg den anderen Kunstgattungen mit einer gewissen Arroganz und Herablassung, es neuerdings der Musik gleichzutun, oder zumindest, es doch zu versuchen:

Aber es sind Anzeichen vorhanden, daß sogar die anderen Künste, denen Stoffliches scheinbar näher liegt, zur Überwindung des Glaubens an die Allmacht des Verstandes und des Bewußtseins gelangen. Und wenn Karl Kraus die Sprache Mutter des Gedankens nennt, W. Kandinsky und Oskar Kokoschka Bilder malen, denen der stoffliche äußere Gegenstand kaum mehr ist als ein Anlaß, in Farben und Formen zu phantasieren und sich so auszudrücken, wie sich bisher nur der Musiker ausdrückte, so sind das Symptome für eine allmählich sich ausbreitende Erkenntnis von dem wahren Wesen der Kunst. Und mit großer Freude lese ich Kandinsky "Über das Geistige in der Kunst", in welchem der Weg für die Malerei gezeigt wird und die Hoffnung erwacht, daß jene, die nach dem Text, nach dem Stofflichen fragen, bald ausgefragt haben werden (14)

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