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Kandinsky, die Musik und Madame Blavatsky

Leander Kaiser, Wien 2001
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Es ist gut möglich, daß Kandinsky die Schriften Herbarts im Original studiert hat, doch bietet sich auch eine andere Vermittlung an, über Robert Zimmermann, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Universität Wien Ästhetik in der Nachfolge Herbarts gelehrt hat; vielleicht hat ihn sein wütender Antihegelisanismus diese Berufung verschafft. 1882 veröffentlichte Robert Zimmermann auch eine "Anthroposophie", die für seinen Schüler Rudolf Steiner, zwischendurch auch Sekretär der theosophischen Gesellschaft, zur Lebensaufgabe wurde.13 Der Einfluß Rudolf Steiners auf die Theoriebildung Kandinskys erscheint genauso evident wie der des herbartschen Formalismus.

Im Oktober 1909 hielt Steiner in Berlin einen Vortrag des Titels "Das Wesen der Künste", worin er über die Malerei spricht: "Und alles was den Menschen sonst an der Oberfläche der Dinge erscheint an Farbe, an Form, das werden sie durch deine Fähigkeit (die malerische Phantasie) durchseelen; das werden sie so behandeln, daß durch die Form spricht Seele, und daß durch die Farbe nicht bloß die äußere sinnliche Farbe spricht, sondern daß durch die Farbe ... etwas spricht, was Inneres der Farbe ist ..."14 Dies Innere nennt Kandinsky den "inneren Klang".

4.

Im Untertitel ihrer 1888 im Verlag der theosophischen Gesellschaft publizierten Geheimlehre verspricht Helena Blavatsky, eine Synthese von Wissenschaft, Religion und Philosophie geben zu wollen.15 Diese Form des modernen Irrationalismus wird durch drei Hauptzüge charakterisiert:

1. Der Gebrauch von einzelnen Resultaten der Wissenschaften, um damit okkulte Spekulationen zu stützen;