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Irrealität - Eine Realitätsebene im Handeln und in der Kunst
Referat im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik 2011
Leander Kaiser, Wien, September / Oktober 2011
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Giorgio De Chirico,

Giorgio De Chirico,
Badende Nymphen, 1955

Zeichnung und Modellierung sind teigig, das Inkarnat leblos, die Szenerie abgedroschen, man könnte darin mit kleinen Abänderungen die Arbeit eines schwächeren Salonmalers des späten 19. Jahrhunderts sehen. Ein Salonmaler zu sein, dem der Auftrag fehlt, der ihn zu bestimmterer Gestaltung nötigen würde, ist Neo Rauch im Oktoberheft 2011 des Kunstmagazin ART von Wolfgang Ulrich vorgeworfen worden: seine Allegorien seien sinnentleert und sinnlos verrätselt. Doch das ist genau das Thema Neo Rauchs: das geheimnisvolle Tun seiner Figuren ist die Irrealität als Handlungsform.

Einige Maler der Leipziger Schule, als deren Caposcuola Neo Rauch gilt, haben sich in ihrer Malweise auf De Chirico und René Magritte bezogen, der seinerseits unter dem Einfluss De Chiricos stand. Das lag durchaus auf der Linie des mit romantischen und allegorischen Elementen versetzten Realismus, den Maler wie Tübke und Mattheuer in der früheren DDR vorgegeben hatten. Für Rauch trifft das weniger zu; seine Anfänge liegen näher bei Kokoschka, Beckmann und Heisig, wovon in seinen Bildern seit den 90er Jahren jedoch nicht mehr viel zu bemerken ist. Um 2000 herum entwickelte Rauch eine Vorliebe für die Darstellungsweise älterer Comics, für Figuren aus altem Werbematerial und dergleichen. Bei den Bildern der letzten Jahren, mit denen ich mich heute ausschließlich beschäftigen möchte, kommt mir die Assoziation zu großflächigen Plakatmalereien, mit denen einst neue Filme beworben wurden.

 
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