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Irrealität - Eine Realitätsebene im Handeln und in der Kunst
Referat im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik 2011
Leander Kaiser, Wien, September / Oktober 2011
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Giorgio De Chirico,

Giorgio De Chirico,
Rätsel eines Tages, 1914

Die architektonischen Versatzstücke - Arkaden, Säulen, Renaissance-Fassaden, Denkmäler - seiner Bilder waren ihm von daher leichter verfügbar, als wenn er sie aus dem gewachsenen Ensemble toskanischer Städte herausfiltern hätte müssen. Ein Bezug zum Architektur-Capriccio der italienischen Tradition ist vorhanden, doch die Architekturen De Chiricos sind weit schematischer und undifferenzierter; sie beziehen sich weder auf die Idee der idealen Stadt noch auf die Romantik der Ruine.

De Chirico reduziert - das ist die wichtigste formale Errungenschaft seiner Malerei - den Illustrativen Naturalismus der Symbolisten und der Historienmaler des späten 19. Jahrhunderts auf die perspektivischen Darstellungskonventionen technischer Zeichnungen. Es sind die Konventionen, die der Kommunikation zwischen Ingenieuren dienen, wie sie schon Leonardo in seinen Codices angewandt hat. Die technische Illustration zielt nicht auf autonome Bildwirklichkeit als vielmehr auf die nachvollziehbare, für den Techniker oder Baumeister lesbare Darstellung der Zusammensetzung und Wirkungsweise von Geräten, Apparaten und Bauteilen. Das einzelne Objekt steht hier nicht als Teil einer komplexen ästhetischen Anschauung, es kann in beliebigen Maßstab und an einem beliebigen Ort in der Fläche der Abbildung plaziert werden. De Chirico kann seine Bildelemente immer wieder neu arrangieren, kombinieren, herumschieben wie farbige Bauklötze.

 
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