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Irrealität - Eine Realitätsebene im Handeln und in der Kunst
Referat im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik 2011
Leander Kaiser, Wien, September / Oktober 2011
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Neo Rauch, Abstieg, 2009

Neo Rauch,
Abstieg, 2009

Diese Situation der Wiedervereinigung hat in ihrer Besonderheit allgemeine Tendenzen der heutigen Welt kristallisiert: das schlagartige Obsoletwerden der eigenen Geschichte, ihrer Anstrengungen, Erfolge und Misserfolge auf der einen Seite, und auf der anderen Seite der schnelle Nachvollzug einer Modernisierung nach dem Vorbild des "Westens". Alles bisherige galt nicht mehr als real - bis hin zur eigenen Biographie - und alles Reale folgte einem Modell, das zuvor nicht aus der eigenen Lebenswirklichkeit sondern vor allem aus den Bildern des Westfernsehns bekannt war. Nicht die Realität änderte sich durch eigenes Zutun und Mittun, sondern die Simulacra wurden real. Für diese vollständig gestörte Relation von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, von Erkennen, Planen und Handeln schafft die Malerei Neo Rauchs eindringliche Embleme.

Es gibt also auch die Dimension der Aufarbeitung einer doppelten Enttäuschung und Kränkung in dieser Malerei: der Enttäuschung durch den DDR-Kommunismus und der Kränkung, dass auch die eigene Opposition und Selbstständigkeit gegen das frühere System nach der Wiedervereinigung für gegenstandslos und bedeutungslos erklärt worden ist. Die Wirkungsmacht der Bilder wendet sich gegen die, die alles immer schon besser gewusst haben als die Menschen der DDR.

 
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