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Irrealität - Eine Realitätsebene im Handeln und in der Kunst
Referat im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik 2011
Leander Kaiser, Wien, September / Oktober 2011
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Diego Velázquez,

Diego Velázquez,
Las Meninas (Die Hoffräulein), 1656

Vielleicht war auch in der Solidarität seines Blicks mit ihnen eine Angst, in eine solche Rolle wie die Zwerge, Idioten und Narren, die dem Zeitvertreib des Hofs dienten, geraten zu sein; doch kompensierte er diese Angst nicht mit der Verachtung der Unteren.

Der Unterschied zwischen der Art der Darstellung der königlichen Spiegelwesen und der der Buffos, Ninos usw. ist bei den Las Meninas, dem Bilde mit den Hoffräuleins, in dem verschiedene Arten von Existenzen, die im Alcázar des Königs lebten, zusammentreffen, genauso vorhanden wie zwischen den verschiedenen Bildreihen. Wir haben hier ein Vermögen, verschiedene Realitätsebenen zu unterscheiden und den Bildern einen jeweils angemessenen Status zu geben.

Man kann Velázquez die durchschauende Erkenntnis, den Schein zu durchschauen zutrauen. Nach seiner Rückkehr aus Italien wurde er vom König zum Aposentador del Corte ernannt, zum Quartiermeister des Hofes, eine hohe, wenn auch nicht ganz hohe Hofstellung, weitaus besser bezahlt als die Stellung eines Malers des Königs, und weitaus höher, als sie Velázquez mit seinem niedrigen, zudem noch zweifelhaften Adel ohne die besondere Gunst Philipp IV erlangen hätte können. Die spanische Monarchie war nach 37 Jahren fortwährender Kriege trotz Ausplünderung Amerikas und der italienischen und niederländischen Provinzen finanziell am Ende; das amerikanische Gold und Silber hatten die spanische Ökonomie nicht vorangebracht, sondern ruiniert.

 
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