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Die Gegenwart der Perspektive
Nachträgliches zum gleichnamigen Symposium 2009 im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik
Leander Kaiser, 2010
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Wenn die antiperspektivische „Kugel des Seins“ mit einer spiegelnden Oberfläche versehen wird, so spiegelt sich darin erst recht das Hin und Her, die Doxa des Vergänglichen. Die Reflexion auf das Sehen und Gesehenwerden bleibt pure Oberfläche. Ein Bezug zur Auffassung des perspektivischen Bildes in Analogie zum Spiegelbild (Leonardo) kann hergestellt werden, doch das Spiegelnde ist hier nicht als ein Medium der Erkenntnis sondern vielmehr als ein Medium der Abschließung, einer nicht überschreitbaren Grenze zwischen Sehen und Sein gesetzt. Jeff Koons’ innen verspiegeltes, aufgebrochenes Weltenei ist eine treffende Antwort auf die Eitelkeit der ästhetischen Eleaten (worauf Peter Lodermeyer aufmerksam gemacht hat).

Schließlich und endlich: die Komplexität in der Simultaneität, die Totalisierung eines Gehalts im leiblichen Gegenüber eines Bildes, durch die Transformation von Stofflichem in ästhetisches Material, in der Einheit von Raum und Zeit, die Erzeugung einer Geometrie als Grammatik der Relationen im Bildfeld – all das stellt sich doch immer erneut als Aufgabe und wird von Künstlern wahrgenommen. Das ist eine Position des Widerstandes jenseits der Kommentarsprache landläufiger ästhetischer „Reflektiertheit“. (Gerlind Zeilner hat dafür Beispiele gebracht.)*

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