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Die Gegenwart der Perspektive
Nachträgliches zum gleichnamigen Symposium 2009 im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik
Leander Kaiser, 2010
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Der Betrachter kann eintreten in einen Blickwechsel mit dem Bild (ein Blickwechsel, der oft durch eine Figur, die aus dem Bild zum Betrachter schaut, akzentuiert wird) oder in es hineinwandern wie durch eine offene Tür, die Wege der Imagination beschreitend. Die Malerei, von der hier die Rede ist – also in erster Linie die der Frührenaissance -, unternimmt die sinnlich-theoretische Aneignung und Vergegenwärtigung von Welt, der religiösen Vorstellungswelt insbesondere.

Durch Albertis Fenster gesehen ist die Bildeinheit quasi von vornherein fertig gegeben. Wogegen der herumgehende Blick das Disparate im Bild erst zu einer Einheit bringen, das Komplexe erst anschaulich und damit intelligibel machen muss: es ist eine Arbeit, die auf die Totalität geht, ohne sie voraussetzen und ganz erreichen zu können. Jedes Foto übertrifft in der Selbstverständlichkeit, mit der wir es als Dokument der Einheit einer raumzeitlichen Gelegenheit nehmen, die bedeutendsten Werke der Malerei. Diesen haftet ihr Konstruiertes als Zweifel an, selbst wenn sie vollkommener Einheit durch Reduktion der Komplexität näherkommen wollen.

Für die Malerei der storie war die Perspektive kein starres Schema, sondern ein Orientierungssystem, Methode und Modell, welches durchaus variabel angewandt wurde.

2.    
    
Obiges Herumblicken ist in der Folge Albertis von der Kunstgeschichte eifrig übersehen worden – weil es wohl auch einfacher ist, die Erfindung der Perspektive mit Werken der Malerei zu illustrieren als die Entwicklung der Perspektive in den Werken der Malerei zu studieren.

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