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Antworten auf Ellens Fragen
Im Rahmen Ihrer Magisterarbeit "Zur Interpretation des malerischen Werks von Leander Kaiser in der Zeit von 1988 bis 2011 anhand ausgewählter Bildbeispiele" legte Ellen Tiefenbacher Kaiser eine Reihe von Fragen vor, die diesen veranlassten, seine gegenwärtige künstlerische Position zu formulieren.
Wien, im Jänner 2013
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LK:
Der Atheismus überzeugter Sozialisten hat ein christliches Fundament. Nicht nur die Idee der Gleichheit aller Menschen, wie Nietzsche meint, spielt da eine Rolle, sondern vor allem die Idee der Menschwerdung des Menschen. Dazu muss die Gesellschaft sich menschlich einrichten. Außerdem gibt es die anthropologische Vision einer Universalität des Menschen, die jeder Einzelne verwirklichen können soll, ich nenne das die Renaissance-Romantik von Marx und Engels. Für den Kommunisten, der ich auch einmal war, ist der gesellschaftliche Fortschritt eine messianische Zeitachse, gerichtet auf eine Zukunft, in der die Menschen mit Bewusstsein ihre gesellschaftlichen Lebensbedingungen gestalten.
In meiner Jugend habe ich mich mehr mit dem Alten Testament beschäftigt, eine Lektüre, die erschreckt und fasziniert, vor ein paar Jahren habe ich begonnen, mich näher mit christlicher Theologie zu beschaffen und den Evangelien. Ich bin durchaus Atheist geblieben, eben in dieser spezifisch europäischen Ausprägung, deren Fundament unter anderem auch die Erfahrung des Christentums ist. Ich respektiere das religiöse Denken und Fühlen als eine Form des Denkens, ich kann die katholische Kirche ohne Schaum vor dem Mund betrachten, aber sie bleibt doch ein ziemlich reaktionärer und sadistische Verein.

ET:
Ich habe in meiner Arbeit einige Beispiele gezeigt, wo Sie die Kunstgeschichte dezidiert zitieren, wie in den Bildern „Tanzende Frauen“ (nach Ambrogio Lorenzetti) oder auch „Nachdenken über Piero“ wo schon der Titel den Hinweis gibt, dass es sich um ein Zitat aus einem Werk von Piero della Francesco handelt.
Warum sind Ihnen diese kunsthistorischen Zitate so wichtig?

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