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Künstlergespräche
Gespräch mit Leander Kaiser
Annabel Kienle, Wien, 1998
Der Text ist Bestandteil der Diplomarbeit von Anabel Kienle an der Universität Münster.

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LK: Andererseits ist das Theatralische gerade ein Erfordernis auch der Selbstdarstellung des Subjekts im Bild, insofern sich Menschen immer nicht nur zu sich selbst, sondern immer auch zu anderen sich selbst darstellend verhalten und dadurch erst Subjekte darstellen, im Unterschied etwa zu einem Wurm, der sich nicht darstellt, sondern bloß reagiert.

Dann gibt es die Beziehung zur Erzählweise meiner Bilder. Weiermair nennt sie ja nicht umsonst Minidramen. Es gibt sozusagen einen dramatischen Konflikt. Als Jugendlicher habe ich probiert, Theaterstücke zu schreiben. Für Beckmann ist das 'Schauspieler-Sein auf der Bühne des Lebens' eine Art Anthropologie, Menschsein bedarf einer heroischen Ironie, oder man ist ein 'Ochse'.

Vielleicht ist der für die Interpretation entscheidende Unterschied: Bei Beckmann gibt es verschiedene, ja viele Bedeutungsebenen durchaus im Aus- und Nebeneinander der Bildwelt: sie materialisieren in verschiedenen Figuren, Symbolen, Accessoires etc. Bei mir entsteht die Vieldeutigkeit oft aus der Reduktion: das Bildinventar ist klar und überschaubar, erschließt sich in einer wohltemperierten, circulären Augenbewegung, die Vieldeutigkeit sitzt im Zentrum selbst. Daran ließe sich natürlich viel schließen…“

AK: „Wir sprachen über den Raum und seine Bedeutung. Sie erwähnten Max Beckmanns Ausspruch 'Der Raum ist der Palast der Götter', mit dem Beckmann den mythischen Raum meint. Seine konkreten Raumkonzeptionen stehen zu den Ihren in keiner Verwandtschaft. Könnten Sie noch einmal erläutern, wie sich für Sie die Raumerfahrung nicht in der Bildtiefe, sondern in der Spannung zwischen Betrachter und Bild entwickelt?“

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