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interpretationen |
Künstlergespräche Gespräch mit Leander Kaiser Annabel Kienle, Wien, 1998 Der Text ist Bestandteil der Diplomarbeit von Anabel Kienle an der Universität Münster. pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | |
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LK: Das Dritte, was mich jetzt besonders am Raum interessiert oder immer mehr interessiert, daß ich den Raum nicht nach hinten male. Ich habe den Raum eigentlich immer mehr konzipiert als Raum zwischen dem Bild und dem Betrachter. Als eine Annäherung des Bildes im Raum an den Betrachter und eine Entfernung von ihm. So daß man die Raumerfahrung keineswegs in der Bildtiefe macht, sondern daß sie zwischen dem Bild und dem Betrachter stattfindet. Da steht die Colorfield-Painting fast näher als Beckmanns an Glasfenster erinnernde Projektion der Farben auf den Betrachter.“ AK: „Denke ich an Ihre Bildwerke Kleine Plattform oder auch Das Zeitalter der Vernunft, so wird die bühnenartige Inszenierung zum beherrschenden Bildeindruck. Verschiedene Figuren nackt, im schwarzen Anzug und Zylinder in verschiedenen Kostümierungen betreten, stehen oder sitzen auf einer schwarz-gelben Plattform. Beckmann hat seine Begeisterung für das Theater, seine Anschauung der Welt als Bühne schriftlich wie bildlich zum Ausdruck gebracht. Was bedeutet die Theateroptik für Sie?“ LK: „Diese drei Bilder sind wirklich eine bewusste Bezugnahme auf Beckmann, schon das Schwarz-Gelb oder Gelb-Schwarz ist sehr typisch für seine theatralischen Plattformsituationen. Dann aber vor allem ist es auch eine Verallgemeinerung der Beckmannschen Situation, der unendliche Raum und dem gegenübergestellt diese theatralische Situation. Die Bedeutung des Theatralischen in der Geschichte der Malerei wird im allgemeinen unterschätzt, man übersieht, daß schon die Renaissance beeindruckt war von den lebenden Bildern, gar nicht zu reden natürlich von der antiken Malerei, die vom Theatralischen abhängig war und in der Regel keine eigene Erzählweise besitzt. Wenn ich jetzt Beckmann und mich da sehe, in Bezug auf das Theatralische, dann spielt sicherlich, abgesehen von der Liebe Beckmanns zum Theater, zum Varieté insbesondere, das Theatralische als Konstrukt, als eine Möglichkeit dem Bild eine bestimmte Art Künstlichkeit zu geben, eine Konstruiertheit, eine große Rolle. Das scheint mir bei Beckmann immer bewusster zu werden in den Jahren des Exils, bei mir ist das von vornherein ein bewusstes Mittel, unter anderem durch Beckmanns Vorläuferschaft. |
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