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Künstlergespräche
Gespräch mit Leander Kaiser
Annabel Kienle, Wien, 1998
Der Text ist Bestandteil der Diplomarbeit von Anabel Kienle an der Universität Münster.

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LK: „Gehen wir mal kurz auf Beckmann zurück. Da muß man zwei Ebenen unterscheiden. Die eine Ebene würde ich schon diese Symbole nennen, die in einem gewissen Grad eigentlich beliebig sind. Das heißt, es gibt im 20. Jahrhundert keine allgemeinverbindliche Deutung und das, was Beckmann aus der Kabbala herausliest, ist nicht Grundlage einer verbindlichen Interpretation. Es war für den Maler mehr eine Anregung als eine Weltanschauung und für den Betrachter ist es keine Lesbarkeit. Auf der Ebene handelt es sich um eine gewisse Alchimie bei Beckmann, um eine Alchimie der Symbole, worin er für mich eher zeitgebunden scheint.

Stärker hat mich beeindruckt, was man emblematisch nennen könnte. Das heißt gewissermaßen ein Bild, das sich jetzt nicht symptomatisch oder deskriptiv zur Wirklichkeit verhält, sondern versucht, ein Emblem für sie zu finden. Was natürlich auch zweideutig und auch symbolisch ist, aber das Bildinventar in einen zusammenhängenden Kreislauf bringt, einen 'Verweiszusammenhang', wodurch das Bild ein Reflexionsmedium, ein distanzierendes Reflexionsmedium der eigenen Welt darstellt. Das ist das, was mich an der Ebene des Symbolischen wirklich interessiert und das in die Richtung der Allegorese geht. An und für sich bin ich da ganz der alten Hegelschen Auffassung, daß ein Symbol in einem Bild nur sinnvoll ist, wenn es durch die Handlungen erklärt wird, da es keine selbständige Bedeutung haben kann.“

AK: „Wie ich Ihrer Biographie entnehmen konnte, haben Sie Max Beckmann zu seinem Hundertsten sechs Grisaillen gewidmet, wie kam es zu dieser Hommage?“

LK: „Es ist eine kleine Serie, die nicht direkt als Hommage entstanden ist, 1984 am Anfang meiner Tätigkeit als freischaffender Künstler.“

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