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Inszenierungen auf der Leinwand
Auszüge aus einem Gespräch mit dem Maler und Philosophen Leander Kaiser über das Theatralische in der Malerei
Irene Prugger/Leander Kaiser, Innsbruck 1994
INN, Zeitschrift für Literatur, 11. Jg., Nr. 33, November 1994, S. 10-13.
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Bei den Bildern, die ich male, ist es mir wichtig, den Wind der Geschichte in ihnen wehen zu lassen – den Sturm, der vom Paradies her bläst, wie Walter Benjamin es ausdrückt. Es soll in ihnen der Zusammenhang aller Epochen spürbar sein. Man malt ein Bild ja immer auch mit dem Inventar, das man sich im Laufe der Zeit zusammengestohlen hat – wobei es in diesem Fall besser ist, zu stehlen als geschenkt zu bekommen.
Ein wichtiger Aspekt ist sicher auch die sogenannte „Schönheit“ eines Bildes. Einerseits verführt sie zum genaueren Betrachten, andererseits verbürgt sie dem Rezipienten, daß er nicht nur gequält wird, sondern sich bereichert wiedererhält, wenn er sich auf das Bild einlässt.

Der imaginäre Raum

Selbstverständlich ist es nicht möglich, die Umgebung, in der ein Bild schließlich hängt, schon beim Malen miteinzubeziehen. Ein Hintergrund, mit dem man rechnen muß, ist natürlich immer die Wand einer Galerie. Insofern inszeniert wahrscheinlich jeder Künstler schon während des Arbeitens seine spätere Ausstellung. Das tun auch jene, die jeden theatralischen Bezug für ihre eigene Kunst ablehnen. Dazu ist die geeignetste Voraussetzung der weiße Kubus – also die Idee eines Raumes, in dem nichts ist außer die Malerei. Das ist natürlich eine illusorische Vorstellung. Was man häufig durch diesen Alleingeltungsanspruch der Kunst übersieht, ist die Tatsache, daß ein Bild ein Ding unter anderen Dingen ist und deshalb auch eine kommunikative Beziehung zu seiner dinglichen Umgebung eingeht. Die Galerie meines Wiener Kunsthändlers, Peithner-Lichtenfels, ist als bürgerlicher Salon eingerichtet. Da entstehen andere Beziehungen – etwa zwischen einem Bild und einem Möbel, während im „weißen Kubus“ sich die Bilder nur aufeinander beziehen sollen.

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