aktuelles

bilder

texte

interpretationen

dokumentation

links

kontakt

Inszenierungen auf der Leinwand
Auszüge aus einem Gespräch mit dem Maler und Philosophen Leander Kaiser über das Theatralische in der Malerei
Irene Prugger/Leander Kaiser, Innsbruck 1994
INN, Zeitschrift für Literatur, 11. Jg., Nr. 33, November 1994, S. 10-13.
pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9
|

Die Rezeption

In der Malerei ist es hauptsächlich so, daß die Rezeption nicht wie beim Theater durch ein Kollektiv erfolgt. Bei Vernissagen kann sich mitunter eine Grundstimmung einstellen, die entweder durch Ablehnung oder Begeisterung begründet ist. Wenn dabei eine Woge der Begeisterung zu spüren ist wie bei der Aufführung eines musikalischen oder theatralischen Werkes, dann ist das ein bemerkenswertes Ereignis. Die Rezeption in der Malerei geschieht vorwiegend durch einzelne Personen, die sich in einen rezeptiven Nachvollzug mit dem Bild begeben. Welches Ergebnis die Summe dieser Betrachtungsakte ergibt, ist nicht eruierbar. Die stärkste positive Rückmeldung, die der Künstler bekommt, ist natürlich der Verkauf.

Der Wind der Geschichte

Ich selbst verwende in meiner Arbeit die theatralischen Elemente – also das Kulissenhafte – um Irrealität auszudrücken. Ein Bild soll ja Anschauung und Vorstellung zugleich bedienen. In meiner Kunst habe ich mich der „Erzählung ohne story“ zugewandt. Meine bildhaften Erzählungen entstammen nicht mythologischen oder religiösen Traditionen, sondern vielmehr einer Synthese aus persönlichen und kunsthistorischen Erinnerungen. Meine Phantasie ist sicher geprägt durch die Bilder, die ich gesehen habe oder vielmehr durch Bilder, die mich angeschaut haben. Ich muß mir genau überlegen, woher etwas kommt, weil es ja sehr wenig gibt, was es nicht schon einmal gegeben hat. Ich sehe für mich die Verantwortung, meine Arbeit bewusst zu tun und die Masse des Bewusstlosen nicht zu vermehren. Ein gutes Bild hat natürlich auch ein Geheimnis, es heißt, es gibt dem Betrachter die Möglichkeit, eine neue Dimension zu entdecken, die nicht auf Anhieb erkennbar ist. Aber in der Kunst findet das Geheimnis erst dort statt, wo Klarheit ist. Trübe Bedeutungen sind nicht die Träger der Geheimnisse, sondern eher der Ausdruck einer mangelnden Gestaltung bzw. der Ausdruck einer Spekulation auf das Geheimnisvolle.

<<< / >>>