texte |
Ecce Homo - Menschwerdung und moderner Antihumanismus Referat im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik 2007 Leander Kaiser, Wien, Oktober 2007 pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | |
|||
Kommen war zum Schluss. Die Kunst heute bedarf der sakralen und liturgischen Heimstätte nicht. Die Kirche ist für bedeutende Kunst bestenfalls eine Spielstätte unter anderen. Die Kirche ihrerseits bedarf keiner Kunst mit autonomen Wahrheitsanspruch. Mögen das die Kunsttheologen auch bestreiten; ein Blick in die Kirchen beweist das Gegenteil (soweit nicht der tyrannische Symbolismus einer anmaßenden Architektur die Bilder von vornherein aus der Kirche vertrieben hat). Die heutige Kirche der Kunst ist das Gesamtkunstwerk des Kunstbetriebes – dessen grundsätzlicher Relativismus Ansprüche der Wahrheit und der Schönheit ebenso zurückweist, alle möglichen Irrationalismen aber durchaus leben läßt. Das Inkarnationsproblem wird verhandelt auf den verschiedenen Wegen der Kunst, die als Dekomposition des religiösen „caput mortuum“ oft besser interpretierbar scheinen als nach ästhetischen und kunsthistorischen Kriterien. |
||||