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Ecce Homo - Menschwerdung und moderner Antihumanismus
Referat im Rahmen der Innsbrucker Gespräche über Ästhetik 2007
Leander Kaiser, Wien, Oktober 2007

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Der Humanismus der Renaissancekunst ist genuin christlich geprägt und hat sich nur sekundär aus dem Rückgriff auf den antiken Anthropomorphismus entwickelt. Dort entstand der Lehre und dem Kult der Kirche durch die Kunst der Maler und Plstiker ein konkurrierender Wahrheitsanspruch, ein Modell der Glaubens- und Welterklärung, ein durchaus christlicher Humanismus, der die Gottesebenbildlichkeit auch im menschlichen Schöpfertum sah, womit die Möglichkeit eigener Sinnstiftung durch den Menschen verbunden war. Aber Unschuld garantiert die Sinnstiftung durch den Menschen natürlich nicht.

Mit dem Todesurteil gegen Caravaggio im Jahr 1606, mit der Ecclesia triumfans der Gegenreformation, hat die Kirche den Wahrheitsanspruch der Kunst aus dem sakralen Raum verbannt. Man könnte sagen: in dem Moment, wo die Kunst mit der Inkarnation ernst gemacht hat, hat die Kirche zur Transzendenz abgedreht.

Die Menschwerdung wird nun buchstäblich zur Inkarnation, zur Fleischwerdung, der Leib durch das Martyrium zur Vermittlungskategorie der Apotheose im Gesamtkunstwerk der Barockkirche. Die Ecclesia triumfans exerziert es vor, wie man die Kunst in den Dienst nehmen kann, als Propaganda als Macht der Insitution, worin ihr die Fürsten, Ursupatoren und Diktatoren nachgefolgt sind. ECCE HOMO, das war das Schiboleth des christlichen Humanismus in der Kunst des Barock, der zwischen Gegenreformation und Reformation seinen Platz außerhalb der Kirche suchen mußte. Im Werk Goyas hat die Kunst selbst dann Gericht über die Barockkirche gehalten, in dem Land, auf dem die Gegenreformation am schwersten gelastet hatte.

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