|
||||
interpretationen |
Gespräch Michael Ley und Leander Kaiser Wien, 2004 pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | |
|||
ML: Ich sehe bei deinen Bildern etwas ähnliches wie bei Beckmann – die Akzeptanz des Schicksals, also den Umgang mit der Widersprüchlichkeit des Lebens, mit der Widersprüchlichkeit der eigenen Existenz und gleichsam den Versuch, das Leben als ein Spiel zu interpretieren. Ich sehe viel Theatralisches, sehr viel Anekdotisches. Kann man das in deiner Kunst so sehen? LK: Ich wehre mich ein bisschen dagegen, Dinge tragisch darzustellen. Ich wehre mich dagegen, über den Tod zu weinen. Über gewisse Unvermeidlichkeiten kommen wir nicht hinweg. Wir können sie wissen, und es hat keinen Sinn, dagegen zu remonstrieren und ständig so zu tun: ach, wie schrecklich ist das Leben, weil man am Ende stirbt, oder man sollte vielleicht gar nicht geboren werden, weil man stirbt usw. Da gibt es einen gewissen Amor fati in meiner Arbeit. ML: Ich sehe in deinen Bildern neben Beckmann, Goya noch mehrere Bezugspunkte. Auf der einen Seite sehe ich sehr vieles, was ich aus der Renaissance kenne, auf der anderen Seite – nicht in deiner Bildsprache, aber in der Vermittlung der Stimmungen – eine fröhlich-melancholische, barocke Grundstimmung. LK: Es gibt eine Beziehung zum barocken Bildraum. Es ist Raum, der nicht nur ein objektivierend dargestellter Raum ist, sondern zugleich Raum, der interagiert mit dem Betrachter und seiner Blickbewegung. Das Bild spielt mit dem Betrachter auf heitere, manchmal etwas ernstere Weise. Heiter ist mir lieber, weil darin das Bewusstsein einer gewissen Harmlosigkeit ist, die Bildsituation ist im Unterschied zur Lebenssituation wieder einsetzbar in den vorherigen Stand, es passiert im Kreislauf des Bilderlebens nichts, das es unmöglich machen würde, wieder von vorne zu beginnen. Das ist das Heitere. |
||||