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Gespräch Michael Ley und Leander Kaiser

Wien, 2004
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LK: Der Moment, in dem ich mein Philosophiestudium abgeschlossen habe mit einer Dissertation über die Hegelsche Ästhetik, war der Moment, in dem zugleich gewisse politische Illusionen, die aus der 68er Bewegung und ihren Folgen entstanden sind, endgültig den Bach hinuntergegangen sind, jedenfalls für jeden halbwegs intelligenten Menschen. Zunächst war die Idee der Malerei, die ja bei mir eine Vorgeschichte hat in meiner Jugend und in meinem Studium an der Akademie, verbunden mit der Idee eines Umwegs, der gegangen werden muss, um zu einer neuen Gesellschaftstheorie zu gelangen. Heute sehe ich die künstlerische Betätigung doch eher als Selbstzweck ... Auch in dieser heroischen Verzweiflung, die das Malen öfter mit sich bringt.

ML: Indem du zur figuralen Kunst zurückgekehrt bist – vielleicht nie die figurale Kunst verlassen hast -, drückt sich da auch eine bestimmte Anthropologie aus, für dich vielleicht eine neue Anthropologie? Siehst du mit dieser Kunst die Welt anders als noch vor 20, 25 Jahren?

LK: Vor 40 Jahren, als ich begonnen habe, mich künstlerisch zu betätigen, und auch später noch habe ich die Kunst stärker mit dem Ausdrucksbedürfnis und der Idee, meine persönlichen Visionen nach außen zu stellen, verbunden. Jetzt würde ich sagen, dass diese persönlichen Visionen und Bildideen sehr nützlich sind, um zu Bildern zu kommen, dass aber der Prozess der Realisierung eines Bildes eigentlich genau darin besteht, diese allzu große Begeisterung für das eigene Genie zu überwinden und einen Moment intersubjektiver Allgemeingültigkeit zu erzeugen. Einen Moment, der sich für mich nur vermitteln lässt über die Darstellung des Verhaltens von Menschen. Wobei wir heute –in einer Situation sind, wo neue Regeln des Verstehens der Menschen füreinander gefunden werden müssen. Aber im Grunde fragst du mich nach etwas, dass ich gerade dann nicht wissen und sagen kann, wenn es in meiner Malerei vorhanden wäre, nämlich eine neue Anthropologie.

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