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Wanderausstellung zur Weltlage Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung Tiere in der Kirche und andere Tiere Prof. Dr. Gerhard Larcher, Stift Fiecht/Tirol, 25. Oktober 2005 pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | |
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Und natürlich kann es auch radikalere Interpretationsweisen dieser Bilder geben, etwa in dem Sinne, dass eine heraufkommende neue Mythologie sich postchristlich andeutet, die sich symbolisch der Kirchenräume bemächtigt; die Tiere mit ihrer animistischen Aura stehen dann möglicherweise für Vergessenes und lange Verdrängtes, für eine schamanistische Dimension des Lebens und der Kultur. Focussieren wir abschliessend noch einmal Arbeitsweise und Inhalte beider Künstler in ihrer Konsonanz. Beide sind narrative, figurative Maler, denen als Zeitgenossen der Umgang mit der großen Kunsttradition nichts verschämt zu Vermeidendes ist, wenngleich er gebrochen in einer gewissen surrealer Verwindung erscheint. Und sie sind solche Maler relativ lange schon, jedenfalls bevor die gegenwärtige Mal-Szene wieder wirklich malerisch geworden ist und den Bilddialog mit der Tradition als reizvoll wiederzuentdecken begann ... Und beide Künstler zeigen, wie Spiritualität, Ethik und Ästhetik zusammengehen können, ohne in plakative Programmkunst zu entarten. Denn die ästhetisch stringente Form und die ethische Aufforderung durch den Bildinhalt hängen bei ihnen zusammen. Und in all dem Gleichklang bewahren sie sich doch ihre unverwechselbare Eigenheit in einer je unterschiedlichen Handhabung der Farbe, der Konzeption des Raumes, der Öffnung der Bilder auf den Rezeptor hin ... Lassen sie mich zum Abschluss auch noch folgenden Bezug herstellen: Wir befinden uns hier mit den Kirchenbildern und der Wanderausstellung zur Weltlage in den Räumen eines altehrwürdigen Bendiktinerstiftes; ein Kontext, auf den eigentlich Hegels Wort vom ‚Ende der Kunst' zu beziehen wäre, und dass wir trotz aller künstlerischen Grösse der christlichen Ikonographie ‚die Knie nicht mehr beugen'. Ich denke aber unter dem Eindruck der Bilder dieser Ausstellung, nicht nur der Zeitenabstand seit Hegel, sondern vor allem auch die in ihre Freiheit entlassene, säkulare zeitgenössische Kunst kann zeigen, dass sie mit ihren autonomen Suchbewegungen gerade auch in diese Räume hineinwirken und aus deren Aura zurückwirken kann. Vielleicht schafft so die zeitgenössische Kunst in den Exponaten hier eine neue, wundersame Nachdenklichkeit, die nicht nur Tiere wieder zum Innehalten im Sakralraum veranlasst ... Dank deshalb dem Herrn Abt und dem ganzen Stift für die große benediktinische Gastfreundschaft für Kunst ...! |
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