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Wanderausstellung zur Weltlage
Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung
Tiere in der Kirche und andere Tiere
Prof. Dr. Gerhard Larcher, Stift Fiecht/Tirol, 25. Oktober 2005
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Und Tiere sind generell in der Bibel gar nicht so selten als ‚Statisten' der Heilsgeschichte; man denke an die Tiere der Arche, an Bileams Esel, der den Engel des Herrn sieht und sprechen kann (Num 22, 22f); an die Sprachbilder der Psalmen (cf. Ps 42, 2, zit. auch in Hegels Ästhetik); „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele nach dir“; an den Schöpfungspsalm 104, das ‚Hohe Lied' (als Gespräch der Seele mit ihrem Gott) 2, 9: „mein Geliebter gleicht dem jungen Hirsch“; 3, 5: „Bei den Gazellen und Hirschen der Flur beschwöre ich Euch „Jerusalems Töchter: Stört die Liebe nicht auf...“; an die Tiere in der Geschichte der christlichen Ikonografie, von Ochs und Esel an der Krippe bis herauf zur Kunst des 20. Jahrhunderts, etwa zur bes. berührenden Gestalt des christomorphen Esels im berühmten Film von R. Bresson Z. B. Balthasar.

Was von den Kirchenbildern mit Eseln gilt, gilt natürlich auch für die zahlreichen Kirchraumszenen mit Hirschen, Hirschkühen, Rehen und Gänsen, die aus dem Bild, aus dem Kirchraum heraus, meist einem Schiff der Schwazer Pfarrkirche, dem Betrachter sich zuwenden. Die Säulen der gotischen Hallenkirche stehen dicht wie die Bäume eines Waldes. Boden und Bänke des Kirchraums sind z.T. schon überwuchert. Die Malerei schafft einen nach vorne offenen Raum, der den Betrachter förmlich hineinzieht. Die Tiere bilden eine Quasi-Gemeinde offen für den verwunderten Betrachter, der auch noch durch die untergründige Ironie mancher Bildtitel wie Unserer lieben Frau Himmelfahrt mit Hirschen, suprematischer Esel etc konstruktiv verunsichert wird. .

Dies führt noch einmal zur Frage:

Sind alle diese Kirchenbilder mit Tieren nun Andeutungen von Blasphemie oder - was wahrscheinlicher ist – (humorvolle) Hinweise auf eine vergessene Dimension der Schöpfung und ihrer Wahrnehmung? Können „ die Esel, Hirsche und Zebras“ – so Lierschof selbst – nicht „jedenfalls die Erinnerung an eine instinktive Wahrnehmung der Welt „aufrufen, welche aus der Gegenwart verdrängt wurde“?