bilder 2019- / bilder 2013-2018 / bilder 2007-2012 / bilder 2000-2006 / bilder 1990-1999

aktuelles

bilder

texte

interpretationen

dokumentation

links

kontakt

Wanderausstellung zur Weltlage
Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung
Tiere in der Kirche und andere Tiere
Prof. Dr. Gerhard Larcher, Stift Fiecht/Tirol, 25. Oktober 2005
pages: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |

Schließlich steht auch Der böse Demiurg (hier im Raum die Figur mit aggressivem Geschlechtsteil auf der Bombe) als weiteres Boschzitat (aus dem Altar des Kardinals Grimani, Dogenpalast) für den fruchtbar verfremdenden zivilisationskritischen Dialog Kaisers mit der Tradition (Man kann auch an eine Umdeutung der Kinderspiele bei Breugel oder an die Bombe in Stanley Kubricks Film Dr. Strangelove denken). Die Weltlage erscheint manichäisch dualistisch, hoffnungslos, sodass sich anstelle des schwarzen Kreises kein Auferstehungshorizont mehr öffnet wie auf dem Original bei Bosch.

Für Kaisers malerische Arbeitsweise ist es eigentümlich, dass ungeachtet seiner überaus aktuellen Bezüge eine besondere Bildstatik, ein bühnenhaftes Ritual vorzuherrschen scheint, - der Raum wird ungreifbar/hermetisch, die Bildaktionen konkreszieren in bestimmten Rollenträgern; Kaiser gewinnt so für seine Zivilisationskritik eine formale, symbolische Sicherheit, die er auch durch einen untergründigen Bilddialog mit der Tradition noch verstärkt, vielleicht bitter ironisch, aber immer loyal zu deren großen Formenkanon, den er (ob aus Antike, Rennaissance, Moderne) souverän zitiert.

Auf ganz andere Weise ruft Günter Lierschof die Tradition auf, in einem sehr freien Künstlerdialog mit dieser - narrativ, surreal, traditionale Räume besetzend. Die Tiere (Hirsche, Hirschkühe, Rehe, Zebras, Gänse) im GehegeSakralraum (Assisi, Schwazer Pfarrkirche, Müstair, Ravenna) wirken auf den ersten Blick bizarr verfremdend oder zumindest ungewohnt. Ich denke, hier ist in den sogen. Kirchenbildern der Gesprächspartner und Mitarbeiter von J. Beuys, jenem aktionistischen bzw. schamanistischen Pionier neuerer Kunstentwicklungen, souverän am Werk. Auch hier geht es um ein Dauerbarmachen des visionären Augenblicks - die Aktionen scheinen wie im Moment zu gerinnen - und um die Magie des Scheins, z.B. in der Aura der Figuren.