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Wanderausstellung zur Weltlage
Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung
Tiere in der Kirche und andere Tiere
Prof. Dr. Gerhard Larcher, Stift Fiecht/Tirol, 25. Oktober 2005
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Die Bilder sind aber wie ein Palimpsest, ein gedoppelter, übereinandergelagerter Text, zu lesen: Über den ersten Referenzrahmen hinaus haben vor allem die zwei großformatigen Triptycha inhaltlich noch sehr viel mehr, und zwar konkret Politisches im Visier; man vermutet den malenden Hegelianer, der das „Rätsel unserer Zeitgenossenschaft, Historie zu leben, ohne sie als Geschichte zu wissen“, ästhetisch thematisiert (wenn es denn nicht mehr möglich ist, dass Philosophie ‚ihre Zeit in Gedanken erfasst', ja die Geschichte ‚auf den Begriff' bringt, wie Hegel noch gemeint hat.

Insbesondere die Arbeit Transit (Teil 1-4, bes. 2), inkl. die Zwei Männer am Seil, suggeriert die Situation von Flüchtlingen, Asylanten aus Schwarzafrika, etwa über der Meerenge und Feste von Gibraltar, über die sie zum europäischen Kontinent herüberzubalancieren versuchen, stets absturzgefährdet, wie jüngst die Elenden, die in den Zäunen von Ceuta und Mellila hängen geblieben sind.

Oder nehmen wir das andere Triptychon unter dem zunächst irritierenden Titel Garten der Lüste - I.Beslan. Es hat – wie der Künstler selbst zu verstehen gibt - die bedrückende Situation der Geiseln in der Schule von Beslan/Kaukasus im Blick. Die mediale Information (s. die Materialcollagen am Gang) wird malerisch transformiert in einen fahlen, grau-braunen Nichtraum, vor dem sich verletzliche, fleischfarben- rötliche Gestalten abheben, fast alle nackt. Warum hier eine Anspielung auf Boschs Garten der Lüste ins Spiel kommt, verrät der Künstler nicht; keine Spur von einem lustvollen, gar paradiesischen Garten, allenfalls von Menschengruppen eben geretteter Geiseln, nackt und verzweifelt, die nur ihre bloße Haut aus dem Inferno retten konnten. Wenn man nicht annehmen will, dass es zynische Verzweiflung über die Weltlage ist, Terror und Lust zusammenzubringen, frägt man sich nach dem untergründigen Sinn der Erotik in diesem Zusammenhang von Martyrium und Tod. Vielleicht ist es ja die Lust am schieren Über-Leben; vielleicht steckt darin auch ein Hinweis auf die überwundene Tafel Hölle, die in Boschs Original am rechten Rand des Gesamtopus Garten der Lüste platziert ist.