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Wanderausstellung zur Weltlage
Rede anläßlich der Eröffnung der Ausstellung
Tiere in der Kirche und andere Tiere
Prof. Dr. Gerhard Larcher, Stift Fiecht/Tirol, 25. Oktober 2005
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„Ich habe es“ – so Hegel in seinen Vorlesungen zur Ästhetik - „schon früher als einen Triumph der Kunst über die Wirklichkeit gerühmt, dass sie auch das Flüchtigste zu fixieren imstande ist. In der Malerei nun betrifft dieses Dauerbarmachen des Augenblicklichen einerseits (wiederum) die konzentrierte momentane Lebendigkeit in bestimmten Situationen, andererseits die Magie des Scheinens derselben in ihrer veränderlichen momentanen Färbung“ (Hegel,Vorlesungen über die Ästhetik. III. Theorie Werkausgabe 15, 65).

Mit diesen Worten Hegels von der Visualisierung der Dauer des Augenblicks als Lebendigkeit und der Magie des Scheinens als Eigentümlichkeiten der Malerei im Ohr wollen wir, der Reihenfolge des Alphabets und der Geburtsjahre folgend, zunächst mit Hinweisen zu Leander Kaisers Bildern (hier im Raum) unter dem Titel Wanderausstellung zur Weltlage beginnen, um dann Günter Lierschofs Arbeiten Kirchenbilder (in den Räumen nebenan und auf dem Flur) anzusprechen.

L. Kaisers jüngste Bilder, alle aus 2005, sind meist großformatige Arbeiten (Öl auf Jute bzw. Leinwand), z.T. in Triptychonsform angelegt, und zeigen schwebende, tänzerische Figuren, scheinbar zeit- und ortlos, fast schattenlos, schemenhaft in geheimnisvoll unfixierbaren Räumen; wie Puppen auf einer Bühne, in surrealer Manier, ohne Gesichtsausdruck, scheinbar jede für sich agierend, balancierend ...

K. scheint auf einen ersten Blick eine Metaphorik der allgemeinen ‚condition humaine' zu malen, allegorisch die Situation des Geworfenseins des Menschen thematisierend; das keinen-festen-Stand-Haben imaginierend, als ein Schweben über Abgründen, als ein wackeliges Balancieren, wie ein Schaukeln der Existenz, etc.. Auf diese ‚condition humaine' deutet er aber nicht als eigentlich gemeinte, konzeptuelle Sachaussage jenseits der formalen Gestaltung hin, sondern aus der Weise und mit den Mitteln der Malerei selbst – im „Dauerbarmachen des Augenblicks“ des Geschehens, in der „Magie des Scheinens“ der jeweiligen Konstellation - durch die ästhetische Form zugleich Erschrecken und Halt vermittelnd.