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Wanderausstellung zur Weltlage

Silvie Aigner, Wien 2007
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Er schöpft vielmehr aus allen Möglichkeiten, die eine Geschichte der Malerei ihm bietet. Sowohl ikonographisch, in Bezug auf eine bestimmte Symbolik, als auch in Bezug auf Farbe und Material und Oberflächenbeschaffenheit seiner Bilder. Was ihn verbindet mit dem derzeitigen Mainstream der Malerei des Realen ist sein Rückgriff oder seine Ausgangsbasis im Medium der Tageszeitungen, Magazine etc. Die Umsetzung allerdings ist völlig anders.

Garten der LüsteBeslan, Kaukasus, der Titel Garten der Lüste irritiert. Doch wie geht man um mit etwas, das uns durch Bilder in den Medien bereits in all seiner Grausamkeit dargestellt wurde? Wurde es das wirklich? Haben wir darüber jemals wirklich nachgedacht? Doch widersetzt man sich zunächst der scheinbar friedlichen, arkadischen Szenerie in der Malerei Leander Kaisers. Es ist ja interessant, das wahrscheinlich jegliche Art der Aufarbeitung dieses Themas Widerspruch hervorrufen würde, sowohl in einer Überhöhung der Grausamkeit mit den Mitteln einer aktionistischeren Kunst, als auch in der Einbettung in eine Szenerie in Pastelltönen. Macht Kunst also etwas Neues, verschränkt es tradierte Geschichte mit der Gegenwart, kommt es bis in die jüngste Vergangenheit zu Zusammenstößen mit Teilen der Gesellschaft. Zu idyllisch, zu verharmlosend. Folgt man den theoretischen Überlegungen von Boris Groys, so passierten die Erneuerungen in der Kunst stets in einem engen Zusammenhang mit der Profanisierung der Bildmotive. Kunst braucht Zeit der Betrachtung, und wenn sie sich auf das Bild einlassen, dann ist diese Idylle im Bild gar nicht zu finden. Keine Spur von idyllischem Garten, sondern Menschengruppen von geretteten Geiseln, nackt, verzweifelt, ihr bisheriges Leben wurde radikal unterbrochen, nichts wird mehr so sein wie davor. Die Bilder scheinen der Zeit entrückt – Leander Kaiser weiß, dass er mit den fotografierten Bildern nicht konkurrieren kann - will er ja auch gar nicht - vielmehr verwendet er die Figuren aus den Magazinfotos als Rollenträger auf seiner malerischen Bühne, durch den Rückgriff auf die Kunstgeschichte bettet er sie ein in eine universale Geschichte der Welt. So sind auch die Tiere immer von Bedeutung, verweisen auf mehr als nur ihre äußere Erscheinung.