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Das Licht des Gegenwärtigen
Bemerkungen zu einigen Bildern von Leander Kaiser
Carla Babini, Wien 2008, Übersetzung Leander Kaiser
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deutsch / italiano

„Hier ist es so, als würde das Alter die Menschen nicht zermürben, in diesem Licht beunruhigt die Zukunft nicht und die Vergangenheit ist ein Zuhause“, so beschrieb Plinius der Jüngere in einem Brief an Domitius Appollinarius eine Region Italiens, das obere Tibertal. So als würde es sich nicht um ein Stück Natur, die harmonische Schönheit einer Gegend, sondern um ein mit unglaublicher Meisterschaft gemaltes Bild handeln.
Das Bild existierte in gewisser Hinsicht schon: aber sein Maler sollte erst etwa 1300 Jahre später zur Welt kommen.
Es ist Piero della Francesca, dem es vor allem dank seiner Studien über die Perspektive („De prospectiva pingendi“) gelingt, die Essenz dieser Beziehung zwischen Realität und Darstellung zu erfassen, die die Malerei zu einer Art
gegenwärtiger Ewigkeit erheben kann.
Bei Piero ist die Zeit in der Tat in den Raum aufgelöst: die Gegenwart umfaßt in seinen Werken die Jahrhunderte, das Licht, das Personen und Orte einhüllt, kristallisiert sie in einer zeitlosen Perspektive und versammelt sie in vollkommener Weise in einem Handlungsraum, der in letzter Instanz die Realität des Absoluten und des Zufälligen der Existenz als „absolute Gegenwart“ darstellt.

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