So nebenbei bemerkt scheinen die wildesten Reaktionäre und Rechtsradikalen sich der neuen Medien recht erfolgreich zu bedienen, auch der Provokationstechniken von Tabubruch und Skandal, um ihre Inhalte zu transportieren, während sich die Künstler nur zu oft in inhaltsleerer Kritik der Medien oder Reflexion der Wahrnehmung ergehen.
Jeder neue Modernisierungsschub produziert neue Modernisierungsverlierer, wie man heute das nennt, was man früher Stadt– und Landarmut oder Lumpenproletariat genannt hat. Nach der landläufigen politischen Theorie sind die Modernisierungsverlierer das Fußvolk des Populismus und des Rechtsradikalismus. Demnach kommen auch die allermeisten, die einmal angetreten sind, Kunst zu machen, als Adressaten des Rechtsradikalismus in Betracht: denn fast jeder Künstler wird im Laufe seines Lebens zum Modernisierungsverlierer. Das Anstreifen an faschistische Ideen und Symbole, gegenwärtig noch im Stadium der Koketterie und des Einzelgängertums edler nordischer Seelen à la Helmut Federle, könnte in eine rechtsradikale Gruppierung von Künstlern übergehen, eine Entwicklung, die aus der Musikszene schon länger bekannt ist.
Bleiben wir beim Status Quo. Die meisten postmodernen Künstlerinnen und Künstler halten es mit der political correctness. Sie sind im Allgemeinen für die Menschenrechte, für den freien Verkehr von Menschen und Ideen, für Interkulturalität u.s.w.. Heimat, Familie und Vaterland sind für sie keine zu verteidigenden Werte. Wenn auch mit ökologischen Vorbehalten, bejahen sie die Globalisierung. Einem kleinen, sehr kleinen Teil gelingt es, ganz nach oben zu kommen, zum Liebling nicht nur des Kunstbetriebs, sondern auch des Finanzkapitals zu werden und so ein Einkommen zu erzielen, das sie unter die Neureichen unserer Zeit einreiht. Der Wechsel der international erfolgreichen Künstlerinnen und vor allem immer noch Künstler von einer im Grunde kleinbürgerlichen Lebensweise zum Status eines Millionärs ist eines der charakteristischen Kunstphänomene der letzten Jahrzehnte. Es geht Hand in Hand mit dem gesellschaftlichen Aufstieg der Finanzdienstleister.
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