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Postmoderner Faschismus – Postmoderne Künstler

Leander Kaiser, Wien, April 2010
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Er betrachtet sich nicht mehr als der Vertreter der Größe der Nation oder der des Geistes oder als Vertreter der „wahren Kunst“. Auch von den postmodernen Faschisten scheint die ganz große Geste und die offensive Zukunftsprojektion ihrer Allmachtsphantasien abgefallen. Sie stellen sich dar als Verteidiger der bedrohten Volksgemeinschaft, der Familie, der Heimat, des braven Arbeiters und des braven Kapitals, das sind gut faschistische Inhalte. Und sie geben den „Anderen“ die Schuld an den Übeln (wie übrigens alle Populisten): also dem Finanzkapital – von den Nazis jüdische Plutokratie genannt -, den Emigranten, der Europäischen Union, dem Feminismus und den „Linken“. Sie verbreiten jedoch keine exterminatorischen Phantasien und propagieren keine Weltherrschaftspläne. Der Erzfaschist Benito Mussolini dagegen wollte dem unbeschränkten Talent der italienischen Rasse den unbeschränkten Raum zur Verfügung stellen, in dem es sich entfalten könne. Das Volk unserer heutigen Faschisten hat nicht einmal in der Einbildung Talent oder Genie. Geschaffen hat Mussolini bestenfalls hohle Schachteln, deren Leere nicht einmal ein Jonathan Meese zu füllen wüsste. Wie Hitlers „Lebensraum“ des deutschen Volks von der „nordischen Rasse“ zu füllen gewesen wäre, war schon den Zeitgenossen oft unerfindlich. Unsere Postfaschisten setzen sich bescheidenere, man könnte fast sagen, isolationistische Ziele, was nicht unbedingt heißt, dass sie nicht darüber hinausgehen könnten, wenn die Zeit die Gelegenheit dafür bietet.

Die Postmoderne ist zugleich Moderne. Niemals zuvor ist so viel von Modernisierung gesprochen worden. Innovation, Globalisierung, Vernetzung, Schaffung supranationaler Strukturen, all das sind durchaus moderne Bestrebungen. Was der Postmoderne allerdings widerfährt, ist die Modernisierung als Zwang, der jeweils von außen zu kommen scheint. Sie scheint einem Ziel nachzujagen, das immer schon vergangen ist, wenn es erreicht wird. Ein gutes Beispiel dafür ist die Lage der Kunst. Verstanden sich die klassischen Avantgarden noch selbstbewusst als Entdecker und Erfinder dessen, was modern ist, so wird Modernität nun an der Anpassung des Künstlers an neue technische Medien und an die supranationale Organisation des Kunstbetriebs festgemacht.

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