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Verena Krieger über Leander Kaiser
Rede zur Eröffnung der Ausstellung Leander Kaiser, Geste und Kuonstrukt, in der Galerie Michitsch
Verena Krieger, Wien, 17. November 2009
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Das Gemälde gibt uns also einige visuelle Hinweise, um sie uns gleichzeitig wieder zu entziehen. Besonders gilt dies für das gewaltige Konstrukt, das so konkret und greifbar wirkt, in seiner Komplexität einen perspektivischen Tiefenraum zu erzeugen scheint – aber bei näherem Hinschauen alles andere als eine handfeste Konstruktion ist, sich vielmehr auflöst in irritierende Farbschichten vor-, hinter- und nebeneinander, deren räumlich-konstruktives Zusammen­spiel unerfindlich bleibt.

Alles bleibt in der Schwebe. Zwischen klar konturierten Figuren und perspektivischem Raum auf der einen Seite und einer ins Abstrakte gehenden farbräumlichen Diffusion auf der anderen.

An diesem Gemälde können wir sehr deutlich erkennen, welches Verhältnis Leander Kaiser zur Malerei hat (jeder Maler hat ja ein anderes Verhältnis zur Malerei). Auffallend ist, dass er der Malerei große Achtung entgegen bringt. Die bilderstürmerische Geste des Modernisten, der mit allen Traditionen bricht und die Malerei neu erfinden will, ist seine Sache nicht. Vielmehr stellt er sich als theoretisch und historisch reflektierter Künstler in ein bewusstes Verhältnis zur Malerei­geschichte. Aber auch die postmoderne Haltung zahlreicher Künstler seiner Generation, die in den 80er Jahren begannen, Motive und Malweisen der älteren Kunstgeschichte zitathaft zu verwenden und neu zu kombinieren, ist ihm eher fremd. Es geht ihm nicht darum, die ältere Kunst­geschichte als Material für eigene Neuschöpfungen wie einen Steinbruch auszuplündern, sondern er sieht sich in einer – durch­aus kritischen, durch die Moderne unwiderruflich gebrochenen, aber gleichzeitig wertschätzenden – Kontinuität. Eine Konti­nuität ganz konkret hinsichtlich der entscheidenden Aufgabe und Potenz des malerischen Bildes, imaginäre Räume hervorzubringen, die seinen Betrachtern grundlegend neue Erfahrungshorizonte eröffnen. Und hierfür hat die Malerei in ihrer langen bewegten Geschichte eine Vielzahl von Möglichkeiten geschaffen, die es immer neu zu erproben, an den es weiterzuarbeiten, die es zu transformieren gilt.

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