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Peter Weiermair zu den Bildern
Rede zur Ausstellungseröffnung des Gartens der Lüste in St. Peter an der Sperr
Peter Weiermair, 4. Oktober 2007
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Wir eröffnen heute eine Ausstellung mit Werken des Malers Leander Kaiser, dessen Karriere zwischen den beiden Polen Philosophie einerseits und der Malerei andererseits angesiedelt ist, lang unentschieden, welchen Weg er gehen sollte. Hatte Kaiser einmal der Erkenntnisfähigkeit der Malerei misstrauend den Pinsel ins sprichwörtliche Eck geworfen, so leben heute in diesen malenden Dr. Jekyll und philosophierenden Mr. Hyde die beiden Konfliktbereiche friedlich miteinander. Kaiser ist (und war es immer) ein figurativer Maler, jedoch kein Realist. Seine Figuren besitzen eine archetypische Qualität, etwas Zeitloses. Nicht selten sind sie nackt und gesichtslos, die Geschlechtsmerkmale sind nur angedeutet, wichtig ist die Körpersprache als zentrales Ausdrucksmittel.

Bewusst habe ich das Adjektiv „zeitlos“ eingeführt. Ich tue es mit Bedacht und verwende den Begriff Zeitlosigkeit in zweierlei Hinsicht, einmal im Sinne von angehaltener Zeit, andererseits im Sinne eines Rückgriffs auf die Geschichte, aber nicht im Sinne eines Zitats, sondern mit dem Vertrauen auf die Allgemeingültigkeit einer sich in seinem Werk fortsetzenden Sprache.

Die Sprache der Malerei, mag sie auch für den Spezialisten eine Fülle dechiffrierbarer ikonografischer Geheimnisse bergen, ist für Kaiser Teil seines bildnerischen Repertoires. Die Bilder, die sich etwa durch den Titel kenntlich gemacht mit Themen von Hyronimus Bosch oder sienesischen Malern der Frührenaissance wie Ambroggio Lorenzetti befassen, die in ihrer fahlen Farbigkeit und dem Charakter des Farbauftrags an Fresken erinnern, sind nicht als Hommage gedacht, sondern als Bilder, die die Zeichensprache der alten Kunst aktualisieren.

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